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Erdély építészete a 11-13. században
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DIE BAUKUNST TRANSSILVANIENS

DIE BAUKUNST TRANSSILVANIENS IM 11–13. JAHRHUNDERT

(Zusammenfassung)

Dieser Aufsatz, zusammen mit der dazugehörenden Beilage der historischen Angaben, ist das erste Mal 1968 im 14. Jahrgang der kunsthistorischen Zeitschrift Acta Historiae Artium erschienen. Die jetzige Ausgabe veröffentlicht den 1968 in der deutschen Sprachen publizierten Text mit den notwendigsten Änderungen, ergänzend die Noten mit den wichtigsten neueren Publikationen.

Die Aufsatz bearbeitet, nebst der Charakterisierung der auf dem Gebiet von Siebenbürgen liegenden, sehrbedeutenden, oft einmaligen Baudenkmäler, auch die weniger bekannten oder vernichteten Gebäuden. Zwei Karten zeigen die zur Zeit bekannten, existierenden oder zerstörten mittelalterlichen Gebäuden. Die behandelte Periode umfasst die 11–13. Jahrhunderte, im wesentlichen die Arpadenzeit. Durch die Aufzählung der Denkmäler der Preromanik, der Romanik und der Frühgotik wird das Entstehen der königlichen Verwaltungseinheiten, der Komitaten genauso verfolgbar, wie die Ausbildung der Landgutsorganisation der Geschlechter und der Kirche, die Verbreitung der Mönchsorden, die Änderungen des Grenzschutzes, der Ansiedlungsprozess der Sächsen und die Ansiedlung der Rumänen.

Die königlichen Burgen der 11–12. Jahrhunderte zeigen ein bestimmtes, festes System. Eine ihrer Gruppen schafft die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Zentren. Sie bilden den Kern der frühen und der späteren Komitate. Unter ihnen bestanden als Bauten bereits im 11. Jahrhundert Karlsburg, Klausenburg, Torenburg und Doboka, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Kokelburg und Krasznavár. Die zweite Gruppe versah den Grenzschutz im Süden vom Burzenland an über das Alttal, die Hermannstädter und die Mühlbacher Gebirgsgegend bis hin zum Komitat Hunyad. Zu einem großen Teil sind die Burgen in der Frühzeit noch Erdwallbzw. Plankenbefestigungen; doch waren, wie wir bereits sahen, einige von ihnen schon gemauerte, steinerne Burgen.

In weit stärkerem Maße charakterisierte die Verwendug bleibenden Baumaterials die Bauten kirchlicher Bestimmung.

Überblickt man die kirchliche Bautätigkeit des 11–12. Jahrhunderts, so wird offensichtlich, daß die Hauptsiedlungsgebiete im Tale der Marosch und der Samosch lagen. Hier verlangte die Siedlungsdichte nicht nur in den Zentren, sondern auch in kleineren Dorfgemeinschaften das Bauen aus bleibendem, festem Material, eine der Bestimmung des Gebäudes entsprechende Struktur sowie mehr oder weniger künstlerisch gestaltete Bauzier. Auch in Siebenbürgen ist die Ansiedlung des Benediktinerordens ebenso dem König zuzuschreiben [Abtei Kolozsmonostor (ClujMănăştur) und der Konvent St. Margareten von Meszes], wie in Transdanubien. Den beiden frühesten königlichen Abteien folgten die Gründungen von Eigen–, d. h. Familienklöstern. Unter ihnen sind zwei, Ákos (Acîş) und Mönchsdorf (Harina, Herina), noch hervorragende Beispiele der einfacheren Lösung des 12. Jahrhunderts. Die Kirchen von Ákos und Mönchsdorf gehören zu den ältesten Klostergründungen durch Familien im mittelalterlichen Ungarn und haben, gemeinsam mit der Benediktinerkirche von Nagykapornak im Komitat Zala, die noch aus dem 12. Jahrhundert stammende, also früheste Baulösung ungarischer Benediktinerkirchen bewahrt. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden in Transdanubien, die repräsentativen Kirchen dieses Typus (Lébény, Ják, Zsámbék). Der enge strukturelle und formale Zusammenhang zwischen diesen und den siebenbürgischen Familienklöstern ist durchaus kein Zufall. Die Familienklöster und die Dorfkirchen erscheinen seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts; von 1200 an nahmen sie an Zahl und Bedeutung ständig zu. Zielrichtung und Schwung der Gesamtentwicklung verspürt man in erster Linie an der großangelegten Bautätigkeit der zweiten Kathedrale von Karlsburg (Gyulafehervár, Alba Iulia); teils unvermittelt baulich, teils symbolisch legt sie Zeugnis ab von der späten, aber reichen und weitversweigten Blüte des romanischen Stils in Siebenbürgen. Die gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Karslburg begonnene Bautätigkeit endete im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts nach einheitlichem Plan, und bestimmte die äußere und innere Erscheinung der Kathedrale ihrem Wesen nach, ja, auch zum großen Teil in deren Einzelheiten. Diese Kirche wurde zwar im Jahre 1241 durch den Mongolensturm schwer beschädigt, doch nicht vernichtet. Restaurierung bzw. Ergänzung, vor allem in den Schiffen und an der Westfassade erfolgte noch im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts, und zwar teilweise bereits in gotischem Stil; doch ordneten sich diese Einzelheiten noch organisch dem im ersten Drittel des Jahrhunderts geformten Bauganzen ein. Entschieden tritt die Frühgotik in dem zwischen 1270 und 1280 errichteten neuen Polygonalchor des Mittelschiffes und an dem Hauptportal der Westfassade auf. Dieser Umstand zeigt deutlich die im mittelalterlichen Ungarn allgemein feststellbare Erscheinung des friedlichen, harmonischen Nebeneinanders von Spätromanik und Frühgotik im 13. Jahrhundert: beide formen gemeinsam das Antlitz der Kunst nach 1200.

Infolge der Bevölkerungszunahme und des dichterwerdens der Siedlungen wurde im Laufe des 12. Jahrhunderts das Gesamtgebiet Siebenbürgens – agbesehen von den waldbedeckten Bergzügen – mehr und mehr bewohnt. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bevölkerten sich auch die östlichsten Becken des Szeklerlands. So die profane wie auch die kirchliche Architektur konnten sich an so eine Vorgeschichte stützen, die vom Anfang der 1200–er Jahren die organische Entwicklung ermöglichte. Zur selben Zeit breiteten sich auch die gesellschaftlichen Grundlagen der Kunst aus, was die immer mannigfaltigere, reichere Struktur, Verzierung, inhaltliche Vertiefung zur Folge gehabt hat.

Alleinige Kunstgattung der Profanarchitektur war damals noch die Burg bzw. die Befestigung der Siedlungen. Während des 13. Jahrhunderts verdichtete sich das Netz der Königsburgen noch mehr [Csicsó (Ciceu), Bálványos (Unguraş), Sebesvár (Bologa), Létavár (Litenii), Újvár, Kecskésvár, Diemrich (Déva, Deva), Hunyad, Hátszeg (Haţeg)]. Von all diesen Königsburgen des 13. Jahrhunderts sind nur über Déva direkte Angaben erhalten. Wenngleich in unseren Urkunden die übrigen Burgen erst seit dem 14. Jahrhundert Erwähnung finden, so ist doch einerseits durch ihre Struktur, andererseits durch sonstige historische Begleitumstände ihr Ursprung für das 13. Jahrhundert zweifellos gesichert. Kern der Burganlage ist in Sebesvár der runde, in den übrigen der viereckige „Öregtorony” („große Turm”). Ihm werden vor allem im 14. Jahrhundert die Weiteren Wohnbauten angegliedert.

Neben dem Herrscher waren im 13. Jahrhunden bereits auch die hohen Würdenträger und die führende sächsische Schicht tätig [Almás (Almaşu), Vécs (Brîncvenesti), Torockó (Rimetea), Torockószentgyörgy (Colţeşti), Szentmihálykő oder Szádkő, „Leányvár” – Szászfenes (Floreşti), Kelling (Kelnek, (Cîlnic), Szászscsór (Szászcsór)]. Höchst wichtige Wehrbauten begann der zur Verteidigung von König Andreas II. im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts angesiedelte Deutschritterorden im Burzenland [Kreutzburg (Keresztvár, Slon), Marienburg, Zeiden, Brassovia]. Die Ordensburgen des Burzenlandes müssen die zeitgemäßesten in Siebenbürgen, ja im ganzen damaligen ungarischen Reiche gewesen sein; sie bedeuteten in diesem strategisch so wichtigen Gebiet ein einheitliches Verteidigungssystem von hohem Niveau.

Im 13. Jahrhundert kommt es auch zu den frühesten Befestigungen städtischer Ansiedlungen. Die größeren sächsischen Siedlungen waren in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in irgendeiner Weise befestigt und galten als Burgen. Die im 12–13. Jahrhundert entstandenen neuen Ansiedlungen drängten auf Errichtung neuer Kirchen, und die alten, nach höherem Ansehen strebenden Gemeinden verlangten anstelle ihrer führeren, kleinen und einfachen Gotteshäuser nach größeren, schmuckreicheren, zeitgemäßen Kultstätten. Diese durch die geschichtliche Entwicklung bedingten Ansprüche forderten gleichzeitig einen sowohl quantitativen wie qualitativen Aufstieg der künstlerischen Schopfungen. Zur selben Zeit wurden sehr viel breitere Kreise der Gesellschaft in das Kunstschaffen einbezogen und an ihm interessiert. So ist zu verstehen, daß neben der Initative des Königs und der Großen des Landes den kleineren Grundherren und den kleinen und größeren Dorfgemeinschaften eine immer mehr ausgedehnte, größere Rolle zufällt, ja, daß der größere Teil des Geschaffenen die Frucht ihrer Tätigkeit ist. Siebenbürgens abwechslungsreiche und dabei vielfach in sich geschlossene Landschaften und Becken bringen in die charakteristische Darstellungsweise der Kunst eine ganz besondere, farbige Bewegung.

Im Gegensatz zum Wehrbau hatte die Zentralgewalt in Siebenbürgen während des 13. Jahrhunderts am Kirchenbau nur geringeren Anteil. Diese Erscheinung ist eine natürliche Folge der künstlerischen Aktivierung der Gesellschaft, was übrigens auch für das ganze mittelalterliche Ungarn bezeichnend ist. In dem vom Landeszentrum weit entfernten Siebenbürgen war der König unmittelbar vor allem an den zu seinen Burgen gehörenden Siedlungen und Gütern interessiert. Folgende Orte können mit der Königsmacht in unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang gebracht werden: Klausenburg (Kolozsvár, Cluj), Alt–Torenburg (Ótorda), Dés (Dej), Diemrich, Kokelburg (Küküllővár, Cetatea de Baltă), Michelsberg (Kisdisznód, Cisnădioara), Őraljaboldogfalva (Sintă Mărie Orlea). Die Kirche von Őraljaboldogfalva wurde von den damaligen griechisch–orthodoxen Kirchenbauten des Beckens von Hátszeg zum Vorbild genommen. Neben der Kathedrale von Karlsburg ist das einzige Zisterzienser kloster Siebenbürgens in Kerz (Kerc, Cîrţa) das bedeutendste Gebäude dieses Gebietes im 13. Jahrhundert. Mit der äußeren und inneren Erscheinung des Sanktuariums hier die Frühgotik ihren ersten, kraftvollen Einzug in Siebenbürgen. Das Zisterzienserkloster Kerz blieb keine vereinzelte Erscheinung in Siebenbürgen, sondern machte hier Schule [die Bartholomäuskirche in Kronstadt (Brassó, Braşov), sowie die basilikalen Bauten von Halmágy (Hălmeag), Rodna (Radna) und Szék (Sic), der Chor der ehemaligen Minoritenkirche in Bistritz (Beszterce, Bistriţa), die Wölbung des Mittelschiffes und das Westportal der basilikalen Kirche von Mühlbach (Szászsebes, Sebeş–Alba)].

Die Bautätigkeit der Sachsen begann zuerst in der Umgebung von Hermannstadt. Der Kirchenbau des Burzenlandes hängt mit der Ansiedlung des Deutschritterordens zusammen und hat deshalb etwas später, nach 1211, begonnen. Vermischung von Romanischem und Gotischem zeigt die Gruppe mit Kerzer Einfluß [Tartlau (Prázsmár, Prejmar), Honigberg (Szászhermány, Hărman), Marienburg, Petersberg (Barcaszentpéter, Sînpetru)].

Im Gegensatz zu den übrigen Gebieten des mittelalterlichen Ungarn entwickelte der Adel in Siebenbürgen eine recht bescheidene Bautätigkeit. Anstelle der Blühenden Familienklosterkirchen Transdanubiens finden wir hier eingeengte, provinzielle Abwandlungen [Gyerőmonostor (Mănăstireni), Almásmonostor (Almaşu)].

Die Bautätigkeit der Adelsfamilien in Siebenbürgen kann – in Verbindung mit ihren geringeren wirtschaftlichen Möglichkeiten und künstlerischen Ansprüchen – durch das bescheidene Ausmass, durch die einfache Lösungen, aber auch durch die Varietät und die feinen Proportionen charakterisiert werden [Marosnagylak (Noşlac), Tompaháza (Rădeşti), Bonchida (Bonţida), Néma (Nima), Somlyóújlak (Uilacul Şimleului), Gerend (Luncani), Dreikirchen (Tövis, Teiuş)].

Nach dem Überblick der Entwicklung der Baukunst in Siebenbürgen vom 11. Jahrhundert bis zum Ende des 13. Jahrhunderts kann man feststellen, daß die Bautätigkeit der Ungarn und der Sachsen nach 1200 auch die im Becken von Hátszeg und seiner Umgebung beginnende Kunstleistung des rumänischen Volkes verflochten würde. Neben den Komitaten gestalteten die mit Privilegien ausgestatteten Völker der Szekler und der Sachsen, der besonderen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Eigenart ihrer Gebiete entsprechend, die Struktur, Form und Inhalt ihrer Kunst. Diese geographischen Besonderheiten verleihen hier der reichen Mannigfaltigkeit eine eigene Färbung, gleichzeitig sichern sie aber auch eine gewisse Einheit. Siebenbürgen wird doch mit zahlreichen Fäden der histrorischen Kräfte des Feudalismus an die königliche Zentralmacht gebunden. Von all dem legt die Kunst Siebenbürgens bereits vom 11. bis zum 13. Jahrhundert hin einen klaren Beweis ab. Bei Gestaltung eines originalen, eigenen Charakters zeugt sie dennoch gleichzeitig für ihre organische Eingliederung in das Gesamtgefüge der Kunst des mittelalterlichen Ungarn.